Offener Brief an Franziskanerinnen und Bistum Trier (29.01.2022)

Offener Brief an:

Schwester Maria Lay, Franziskanerinnen von Nonnenwerth, Oberin
Bischof Dr. Stephan Ackermann – Bistum Trier
Dr. Hartmut Münzel, ehemaliger Geschäftsführer Nonnenwerth
Tim Berger, Verwaltungsdirektor Kloster Sankt Clemens, Franziskanerinnen von Nonnenwerth
Schwester Andrea, Franziskanerinnen von Nonnenwerth

Sehr geehrte Ordensmitglieder,
sehr geehrte Verantwortliche für die Tradition der Insel Nonnenwerth,

über viele Jahre hinweg haben Sie sich dafür engagiert, ein außergewöhnliches Werk fortzuführen, das vor 170 Jahren begonnen wurde: Sie haben dazu beigetragen, eine Schule zu entwickeln, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch eine Wertegemeinschaft und junge Menschen hervorbringt, die Werte in ihr Leben integrieren und diese auch in die Welt tragen. Sie haben unglaublich engagierte LehrerInnen und MitarbeiterInnen zusammengebracht, die sich dafür einsetzen, eine hervorragende Bildung zu vermitteln, die weit über die üblichen Lehrpläne und Arbeitszeiten hinausgeht. Und Sie haben auch dafür gesorgt, dass diese Gemeinschaft durch die Kraft des Glaubens, gemeinsame Ziele und die Freude an der Arbeit zusammengehalten wird.

Aus verschiedenen Gründen haben Sie im Jahr 2020 beschlossen, die Schule und die Insel zu verkaufen.

In einer Mitteilung an die Eltern vom 20. Januar 2020, unterschrieben von Dr. Münzel und Hr. Berger, erklärten Sie: „Bei allen Überlegungen war es unser vorrangiges Anliegen, den Erhalt der Schule langfristig und ohne Abstriche bei der Qualität zu sichern. […] mit dem eingeschlagenen Weg [wird] der Schulbetrieb ohne jegliche merkliche Veränderung und Beeinträchtigung weitergeführt. […] Die ISR und Peter Soliman haben uns dabei ihre Unterstützung garantiert. […] Wir freuen uns auf viele weitere schöne und erfolgreiche Jahre mit Ihnen, Ihren Kindern und allen Familiengehörigen und Unterstützern des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth.“

Leider informierte Herr Soliman die Eltern bereits wenige Monate später (Anfang Juni 2021) über ein kritisches Problem mit dem Brandschutz und schloss die Schule für die folgenden 4 Wochen, bis temporäre Maßnahmen ergriffen werden konnten. Im November 2021 verschlimmerte sich die Lage noch, als Herr Soliman die endgültige Schließung der Schule zum Sommer 2022 ankündigte, ohne die Schulgemeinschaft oder die Behörden zu konsultieren.

Seit der Bekanntgabe der Brandschutzprobleme hat die Schulgemeinschaft unzählige Versuche unternommen, auch in der Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit Herrn Soliman, um Lösungen für den Erhalt der Schule zu finden. Bislang ohne Ergebnis. Alle LehrerInnen, Angestellte und SchülerInnen haben ihre Kündigung zum Ende dieses Schuljahres erhalten.

Aber das Werte-Fundament, auf dem die Schulgemeinschaft aufgebaut wurde, ist stark – und wir suchen weiter nach Lösungen. Der Verein ‚Rettet Nonnenwerth‘ sammelt Spenden, eine Petition erhielt bisher 18.000 Unterschriften, zahlreiche Unterstützer aus allen Teilen der Zivilgesellschaft erheben ihre Stimme.

Diese Woche demonstrierten zum zweiten Mal Schüler, Eltern, Unterstützer und Politiker für den Erhalt der Schule. Als Dr. Nobert Roettgen, Mitglied des Deutschen Bundestages, in seiner Rede alle Beteiligten, auch das Bistum und den Orden, aufforderte, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich aktiv für den Erhalt der Schule einzusetzen, ertönten die Glocken der Kirche St. Johann Baptist. Es ist Zeit!

Sr. Maria Lay, Sr. Andrea, Bischof Ackermann, Dr. Münzel, Hr. Berger, es ist an der Zeit, zu Ihrem Wort zu stehen und dazu beizutragen, dass Nonnenwerth eine Schule bleibt, und zwar in ihrer jetzigen Form.

Es ist an der Zeit, Ihr Versprechen gegenüber den Kindern und der Schulgemeinschaft einzulösen – denn als Sie die Insel und die Schule in die Hände von Herrn Soliman legten, haben Sie nicht nur ein finanzielles Geschäft für eine Immobilie realisiert – Sie legten die Existenz von LehrerInnen und Angestellten sowie die Ausbildung von Hunderten von Kindern in die Hände von Herrn Soliman.

Es ist an der Zeit, für Transparenz über die Verkaufsbedingungen der Schule und den Zustand des Brandschutzes zu sorgen – dies darf nicht länger ein Vorwand sein, die Schule zu schließen. Als Verkäufer, sind Sie auch in der Pflicht, Wissen und Fakten über die Verkaufsbedingungen und die Brandsicherheit weiterzugeben und zur Aufklärung beizutragen. Nur mit diesen Informationen werden wir in der Lage sein, Lösungen für den Erhalt der Schule zu finden.

Es ist an der Zeit, für die Werte einzutreten, für die Sie selber stehen und die seit Generationen auf der Insel Nonnenwerth von Ihnen gelehrt werden. Wenn Sie weiter schweigen, tragen Sie eine klare Mitverantwortung für die Schließung von Nonnenwerth, für den Verlust von 170 Jahren Bildungstradition, für den Jobverlust von Angestellten und LehrerInnen, die sich mit Leidenschaft für ihre Arbeit einsetzen, und für den Schulverlust von Hunderten von Kindern und deren Familien, die ein geliebtes Zuhause verlieren. Denn auch bereits viele Eltern und Großeltern der heutigen SchülerInnen haben das Gymnasium besucht und haben dort ein Heimatgefühl entwickelt.

Es ist an der Zeit, den von Ihnen eingeschlagenen Kurs zu ändern.

Der Schmerz und die seelische Belastung für viele Kinder sind durch die Situation, die Sie durch Ihren Inselverkauf mitverantworten, enorm, und das neben anderen derzeitigen Herausforderungen wie der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe im Ahrtal. Jedes einzelne Kind an dieser Schule ist von der Entscheidung, die Sie getroffen haben, derzeit massiv betroffen – in pädagogischer Hinsicht, aber auch in seinem Wohlbefinden.

  • Aus diesem Grund erwarte ich von Ihnen, Sr. Maria Lay, Sr. Andrea, Bischof Ackermann, Dr. Münzel, Hr. Berger, dass Sie Verantwortung zeigen, so dass Sie guten Gewissens jedem Kind, jedem/r LehrerIn und jedem Schulangestellten, die im Begriff sind ihre Gemeinschaft zu verlieren, in die Augen schauen können.
  • Ich erwarte von Ihnen, Sr. Maria Lay, Sr. Andrea, Bischof Ackermann, Dr. Münzel, Hr. Berger, dass Sie aufhören zu schweigen und sich für den Erhalt von Nonnenwerth einsetzen.
  • Ich erwarte von Ihnen, Sr. Maria Lay, Sr. Andrea, Bischof Ackermann, Dr. Münzel, Hr. Berger, dass Sie jetzt den Kaufvertrag und alle Informationen, die Sie über den Brandschutz haben, weitergeben – das ist Ihre Verantwortung als Verkäufer.
  • Ich erwarte von Ihnen, Sr. Maria Lay, Sr. Andrea, Bischof Ackermann, Dr. Münzel, Hr. Berger, dass Sie Ihr Versprechen einhalten, dass der „Schulbetrieb ohne jegliche merkliche Veränderung und Beeinträchtigung weitergeführt wird“, wie in Ihrem Schreiben von Januar 2020 versprochen.

Im Sinne der Transparenz, die wir als Eltern in dieser Angelegenheit einfordern, übersenden ich diesen Brief auch als „offenen Brief“ und mache diesen daher auch der Öffentlichkeit zugänglich. Ich fordere Sie auf, Ihre Verantwortung wahrzunehmen und zu den beschriebenen Punkten kurzfristig Stellung zu nehmen, denn „die Zeit drängt“, wie Ihnen in Anbetracht der Lage sicherlich bewusst ist. Wenn Sie dies lieber in einem direkten Gespräch klären möchten, würde ich mich auch über Ihren kurzfristigen Terminvorschlag freuen.

Im Vertrauen auf Ihre Aufrichtigkeit und Ihr Wohlwollen, reiche ich Ihnen gerne die Hand und bleibe offen für jeglichen weiteren Austausch.

Mit freundlichen Grüßen,

Noémi Monin-Wolter
Mutter zweier Kinder auf Nonnenwerth

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