Leserbrief an die Rhein-Zeitung: Die „Zauberlehrlinge von Nonnenwerth“

Der folgende Leserbrief wurde – teilweise redaktionell gekürzt – am 16. März in der Rhein-Zeitung veröffentlicht:

In einem Brief von Februar 2006, schreibt Sr. Maria Lay nach der ersten Jahresversammlung des 2005 gegründeten Nonnenwerther Schulwerks, dass „ die Schwestern größere Instandhaltungsmaßnahmen an der Schule vornehmen werden, um sie wie bisher in einem tadellosen Zustand in eine franziskanische Stiftung zu überführen, welche mit  ausreichendem Startkapital versehen werden, damit die Schule langfristig gesichert ist.“  Man kratzt sich 2022 an den Kopf und fragt sich: Was lief in den folgenden Jahren denn da nur schief?

Eine Schulstiftung wurde nie gegründet, sondern „nur“ eine mit minimalen Mitteln ausgestattete gGmbH und um den „tadellosen“ Zustand der Schule bzw. des Schulgebäudes gibt es spätestens seit letztem Jahr verschiedene Ansichten.

Dazu wurde nach den erfolgten Verkaufsgesprächen von Insel und Abgabe der Schulträgerschaft 2020 der „hochdefizitäre Betrieb Nonnenwerths“ kommuniziert.

Bei der Frage nach dem „Wieso?“ kommt einem zunächst eine mögliche Antwort in den Sinn: der heillosen Überforderung der administrativen Verwaltung.

So wurde 2020 bekannt, dass die Anträge zur Refinanzierung der Lehrergehälter, die ja zu 80% vom Land bestritten werden, seit 2014, also den letzten 6 Geschäftsjahren der alten Trägerschaft, nicht beim Land gestellt wurden.

Geht man von ca. 50 angestellten Lehrern aus, handelt es sich hierbei – sehr konservativ gerechnet – immerhin um einen Betrag von knapp 1,5 Millionen Euro pro Jahr, der somit über einen längeren Zeitraum nicht pflichtgemäß mit dem Land abgerechnet wurde; oder wurde dieses Vorgehen sogar geduldet? Dies wäre aber ein erstaunlich kulantes Entgegenkommen des Ministeriums … Offen bliebe dann noch: Entgegenkommen für was?

Auch wurden die Mieten der Musikklasseninstrumente jahrelang nicht eingezogen. Ausfall für den Orden, der die Instrumente im Gesamtwert von ungefähr 120.000€ einst selbst anschaffte: immerhin ca. 17.000€ pro Jahr. Hatte man jetzt eigentlich zu viel oder zu wenig Geld?

Dazu fällt immer wieder eine Vermischung von „Orden – Angela von Cordier Stiftung – und Gymnasium Nonnenwerth gGmbH“ ins Auge, die zwar alle auf der Insel ihren Sitz hatten,  jedoch eigentlich getrennte Betriebe sein sollten, auch wenn die verantwortlichen Personen häufig dieselben waren.  Wurden vielleicht Defizite des einen mit Gewinnen des anderen verrechnet und umgekehrt, bis am Ende – „Hokuspokus Fidibus“ – nur noch in einem Betrieb die Defizite standen?

Sehr verwundern lässt einen als Steuerzahler dann nur, dass in diesem Umfeld der Intransparenz die Millionen-Förderung des Landes RLP in das franziskanische Verbundkrankenhaus erfolgte („Krankenhauszukunftsfond“). Laut Susanne Müller (SPD) „profitieren die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar von dieser starken finanziellen Unterstützung“. Für das verkaufte (und verratene?) Gymnasium wird laut Staatssekretärin Brück (SPD) dagegen lediglich „begleitende Unterstützung des Kommunikationsprozesses“ bereitgestellt, auch wenn das Land sich unter-mehrheitlich an einer Trägerschaft beteiligen könnte – wenn es denn helfen wollte. Und wieso hält sich eigentlich Bildungsministerin Hubig (ebenfalls SPD) bislang so auffallend zurück, als ob sie mit einem „Nonnenwerther-Bannzauber“ belegt sei?

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